Digitale Kurzfilme – von der Fertigstellung bis ins Kino

Die Digitalisierung des Kinos eröffnet völlig neue Möglichkeiten Filme auf Leinwände zu bringen, die früher nur zu einem hohen Preis und mit großem Aufwand erreichbar waren. Während die Kosten der Digitalisierung weitgehend von den Kinos getragen werden, profitieren vor allem die Programmanbieter von der Kostenersparnis durch die Digitalisierung. Dies können, neben den Major Companies der Filmindustrie und ihren Verleihen, auch unabhängige Filmemacher sein, die jetzt wesentlich unaufwändiger als in den Zelluloid-Zeiten Kopien ihrer Filme herstellen und verbreiten können.

Wie das praktisch geht und was dabei beachtet werden muss, darum geht es in dem folgenden Artikel. Und gleich als Vorwarnung: dieser Artikel ist ganz anders, als alles, was bisher auf shortfilm.de erschienen ist. Denn im Folgenden werden ausnahmsweise technische Aspekte erläutert. Hintergrund sind die gravierenden Veränderungen bei der Verbreitung und Projektion von Filmen und vor allem auch eigene, manchmal leidvolle, Erfahrungen mit digitalen Filmen im Kino. Dabei geht es – sozusagen Top-down – dem technischen Workflow folgend von der aufwändigsten Variante des D-Cinema zu interessanten Alternativen im E-Cinema.

 

Am Anfang steht das Digital Source Master

Der erste Schritt nach der Fertigstellung eines digitalen Films ist die Erstellung eines Masters – das Ausgangsmaterial, von dem aus sich die Herstellung von Kopien in verschiedenen Varianten verzweigt. Im D-Cinema wird es als Digital Source Master (DSM) bezeichnet.

DSM ist kein Standard, sondern die Bezeichnung für originales Ausgangsmaterial, das zwar als Film fertig, aber noch nicht für die Vorführung bestimmt oder geeignet ist. In der Regel ist dies der digitale Film, wie er aus einem Schnittprogramm heraus auf eine Festplatte ausgespielt wurde.

 

Zwischenschritt: Distribution Master

Der nächste Schritt im Workflow ist ein Digital Cinema Distribution Master (DCDM). Das DCDM ist die originale Kopiervorlage in der höchstmöglichen Qualität in komprimierter oder verlustfrei komprimierter Form. Die Erstellung eines DCDM hat den Vorteil, dass von diesem Kopien in jeweils bestmöglicher Qualität für alle späteren digitalen Verbreitungswege, Filmserver-Typen und Abspielformate hergestellt werden können. Der Nachteil eines solchen Zwischenstadium ist, dass ein DCDM sehr hohe Ansprüche bei der Verarbeitung stellt (Rechnerleistung) und sehr viel Speicherplatz benötigt. Bei vielen typischen Produktionsprozessen existiert das DCDM deshalb nicht als komplette Filmdatei, sondern nur temporär Bild für Bild bei der Herstellung eines Digital Cinema Package im Cache des Computers.

Das endgültige Ziel ist die Herstellung eines Digital Cinema Package (DCP). Das DCP ist die digitale Vorführkopie für Kinos, Festivals oder andere Abspielorte. Sie wird in der Regel auf einer Festplatte geliefert und von der Festplatte auf einen lokalen Filmserver oder Multimedia Player kopiert. Im Unterschied zu den Vorgängerversionen wurde der Film im DCP komprimiert.

 

Level 9

DCP ist die Bezeichnung für eine „šVerpackung‘ digitaler Filme auf Festplatte. Für die Art und Weise der „šVerpackung‘ gibt es Normen. 2005 haben in den USA die Digital Cinema Initiative (DCI) zusammen mit der SMPTE einen Normenkatalog für Digitalkino in 4K-Auflösung entwickelt und mit Unterstützung der großen Major Companies propagiert beziehungsweise bereits durchgesetzt. Abgesehen von der Regelung der Datenverschlüsselung, die ein Hauptmotiv dieser Normierung war, hat ein DCI/SMPTE konformes Digital Cinema Package bestimmte verbindliche und teilweise offene Merkmale.

Technisch ist ein Digital Cinema Package eine Gruppe von Datensätzen (files), die getrennt voneinander Bild- und Tondateien sowie deren Verknüpfungsinformation, so genannte Deskriptoren, speichern. Während Audio in der Regel nicht oder verlustfrei komprimiert wird (z.B. linear PCM 24 bit, 48kHz) muss das Video nach der DCI-Norm im Standard JPEG2000 gespeichert und komprimiert werden. JPEG2000 ist ein Codec mit der Besonderheit, dass der Film nicht als Stream oder in Bildzeilen, sondern als Folge von autonomen Einzelbildern gespeichert wird, von denen jedes einzelne für sich – wie ein JPEG-Foto – komprimiert wird. Das Containerformat der JPEG-Einzelbilder ist MXF.

Nach der DCI-Norm soll jedes Bild 4K, also 4000 horizontale Pixel haben. Je nach Bildseitenverhältnis ergeben sich dann zum Beispiel, bezogen auf die klassischen Kinoformate 4096 vertikale x 1716 horizontale Pixelreihen (Scope) oder 3996 x 2160 Pixel (Breitwand).

 

DCP Package Creation

Theoretisch ist es möglich am heimischen PC ein DCP zu erstellen. Die Anforderungen an Hard- und Software sind jedoch hoch. Und natürlich sind spezielle Codier- und Konvertier-Kenntnisse erforderlich. Bei der Herstellung eines DCP ist weit mehr zu beachten als die hier genannten Parameter für Container, Codec, Bitrate und Bildauflösung. So müssen unter anderem auch Farbraum- und Tonkanal-Einstellungen sowie bei Bedarf Untertiteleinblendungen programmiert werden.

DCP können mit spezieller Hardware oder Software hergestellt werden. Die Hardware ist für nichtgewerbliche, einzelne Anwender unerschwinglich teuer. Software ist preiswerter, aber zeitintensiver in der Anwendung. Das Angebot, der auf dem Markt erhältlichen DCP-Pack-Software ist jedoch überschaubar. In Deutschland hat das Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen – der Erfinder von MPEG Audio Layer 2 (d.h. mp3) – die Anwendung easyDCP entwickelt. Die Software mit dem Motto „as easy as 1 – 2 – 3“ ist für Mac oder PC erhältlich und relativ preisgünstig. Sie kostet in der einfachen Version ohne Verschlüsselung und ohne Player aber immer noch knapp 2.500 Euro. Die Preise werden vermutlich auch in Zukunft nicht sinken, da immer auch die Lizenz für einen darin enthaltenen, hochwertigen JPEG2000 Codec zu entrichten ist.

Inzwischen gibt es zwar Open-Source-Entwicklungen, die aber alle noch in der Beta-Phase sind. Die Bekannteste ist Open DCP (http://code.google.com/p/opendcp/), eine Anwendung, die mit einem lizenzfreien JPG-Codec arbeitet.

Vor diesem Hintergrund kann man Filmemachern, die nur hin und wieder einen Kurzfilm veröffentlichen (und keine Nerds sind), zurzeit eher abraten das Abenteuer einer 4K-DCP-Erstellung einzugehen. Ein weiterer Aspekt ist, dass kaum jemand eine Möglichkeit hat selbsterstellte DCPs auf Filmservern, von denen es wiederum verschiedene gibt, zu testen.

 

… darf’s auch etwas weniger sein?

Geringere Anforderungen an die Hard- und Software, erfordert die Herstellung eines DCP mit Speicherung in 2K-Auflösung. Eine solche Lösung macht vor allem dann Sinn, wenn das Ausgangsmaterial ohnehin keine höhere Auflösung hat. Ein typisches Beispiel wäre eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln (beim Bildseitenverhältnis 16:9). „2K“ bedeutet, dass die horizontale Pixelzahl bei etwa 2000 liegt. Bezogen auf das Breitwandformat beträgt die Auflösung dann 1998 x 1080 Pixel. Beim Bildseitenverhältnis Scope sind es 2048 x 858 Pixel. Letzteres könnte ein Problem für die Klasse der Filmserver darstellen, die DCPs bis 2000 Pixel abspielen (siehe auch Ausstattung von Kinos weiter unten).
Allerdings können DCI konforme Filme in 2K-Auflösung auf fast allen 4K-Anlagen in guter Qualität gezeigt werden.

 

DCP – gut zu wissen….

  • Bildfrequenz
    DCI konforme Filme werden in 24 B/sec abgespielt. Dies wird auch als „true 24fps“ bezeichnet, um auf einen Umstand hinzuweisen, der gerne übersehen wird: nur Kinofilmkameras zeichnen in einer Sekunde exakt 24 Bilder auf. Elektronische Kameras weichen davon ab, weil historisch beim Übergang vom Schwarzweiß- zum Farbfernsehen eine Bildzeile für Steuersignale geopfert wurden. Die Einstellung 24 B/sec entspricht tatsächlich 23.976 Bilder pro Sekunde. Für 25 B/sec (bzw. 30 B/sec in Ländern mit 60 HZ), was der eigentliche Standard elektronischer Kameras und aller digitalen Displays ist, gilt das Entsprechende.
    Die geringfügige Differenz der Bildrate ist für die DCI konforme Wiedergabe kein Problem, da der Film ja in eine Kette diskreter Einzelbilder gewandelt wurde, hat aber Auswirkungen, wenn die DCI-Norm nicht durchgängig bis zum Abspiel eingehalten wird oder in der Postproduktion die Norm gewechselt wird.
  • Festplatten
    Digital Cinema Packages werden auf Festplatten kopiert, die in die Kinos verschickt werden. Dort werden die Daten auf die Festplatte des Filmservers kopiert. Dabei ist wichtig, dass der Filmserver das Dateiensystem (file system) der zuspielenden Festplatte lesen kann. Je nach Hersteller sind die Anforderungen der Filmserver unterschiedlich. Filme auf handelsüblichen Festplatten, die mit Mac OS Extended/HFS oder Windows FAT32 formatiert sind, können Probleme verursachen beziehungsweise überhaupt nicht gelesen werden. In der Regel funktioniert es aber mit dem Microsoft Standard NTFS. Dieser kann aber von Apple-Computern, die unter Filmemachern weit verbreitet sind, nur gelesen und nicht beschrieben werden. Es gibt aber einen Workaround (siehe weiter unten).
  • Speicherbedarf
    Ein zehnminütiger Kurzfilm benötigt in 2K etwa 8 Gigabyte Speicherplatz, wobei dies keine feste Größe ist, sondern unter anderem von der Komplexität der Bilder abhängt. Ein Zeichentrickfilm mit vielen gleichfarbigen Flächen wäre zum Beispiel deutlich kleiner.

 

Ausstattung von Kinos und Festivalkinos berücksichtigen!

DCI konforme 4K-Digitalkino-Anlagen gibt es derzeit in den meisten Ländern nur in großen Multiplex-Kinos. Die meisten kleineren Kinos, die für Kurzfilme besonders wichtig sind, können jedoch mit dieser teuren Norm nicht mithalten. Zu berücksichtigen ist, dass auch Kurzfilmfestivals überwiegend in kleineren Kinos und nicht in Multiplex-Kinos stattfinden.

Aus diesem Grund macht es wenig Sinn einen Kurzfilm ausschließlich DCI konform zu konfektionieren. Die qualitativ nächst beste Abspielmöglichkeit, die in vielen, aber auch nicht allen kleinen Kinos zur Verfügung steht, sind 2K-Digitalkino-Anlagen. Hier kommt eine andere Klasse an Filmservern zum Einsatz, die eigene Spezifikationen für die Herstellung eines DCP stellen. Unwesentlich ist dabei, dass sie unter der DCI-Norm liegen, weil die digitale Entschlüsselung fehlt. Bedeutender bezüglich der DCPs ist jedoch die geringere Bildauflösung von bis zu 2000 Pixel.

In eigenen Testversuchen mit DCPs von der Kurzfilmagentur Hamburg stellte sich auf einem bestimmten Server-Modell heraus, dass Filme mit 2048 x 1080 nicht abspielbar war, während Filme im 16:9 Seitenverhältnis mit 1998 x 1080 Pixel, die nach den gleichen Spezifikationen (Container-Format, Codec, Bitrate etc.) ausgespielt wurden, ohne Probleme vorführbar waren.

Hintergrund: Es gibt unterschiedliche 2K-DCP Varianten, die sich bezüglich des Daten-Containers unterscheiden: Full Container (2048 x 1080 Pixel), Wide Container (2048 x 858 Pixel) und Flat Container (1998 x 1080 Pixel). Die letzten zwei Formate (Scope und Breitwand) definieren mit ihrer maximalen Breite bzw. Höhe den Full Container.

 

Alternative Distributionsformate: High Definition

Am weitesten verbreitet und zugleich mit der größten Vielfalt an Standards ausgestattet sind digitale Abspielgeräte und Projektoren oder Monitore in High-Definition-Auflösung.
Beim heute weit verbreiteten 16:9 Seitenverhältnis entspricht High Definition einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel. Diese Auflösung wird unter anderem von folgenden Ausgabegeräten und Distributionsmedien unterstützt:

  • digitale Videoprojektoren 1,9K (und höher)
  • die meisten neuen Flachbildschirme
  • die meisten neuen Computerbildschirme
  • sogenannte Multimedia-Player oder Media Center
  • Blu-Ray Disk
  • viele Videospiel-Konsolen
  • in manchen Ländern Fernsehen (HDTV)
  • IPTV

Diese Player, Displays oder Distributionsmedien sind alle abwärtskompatibel, d.h. es können auch Filme in Standard-Auflösung (SD) abgespielt werden.

Falls ein Digital Source Master oder Digital Cinema Distribution Master existiert, können Kopien an diese HD-Player oder Verbreitungskanäle angepasst werden („down-scaling“). Auch hier bestehen die digitalen Filme aus Datensätzen mit Bild und Ton, die auf einer Festplatte zwischengespeichert werden. Für die Herstellung und Formatierung von Filmen in High-Definition-Qualität gibt es jedoch keine einheitlichen Normen. Vielmehr gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt von Containerformaten und Codecs, deren Kompatibilität von den Betriebssystemen der Computer und den jeweiligen Filmbearbeitungsanwendungen abhängen.

 

Info: Container-Formate und Codecs (unvollständige Übersicht)

Zunächst ist es wichtig zwischen Container-Format und Codec zu unterscheiden. Ein Container-Format ist sozusagen nur die Verpackung der Bild-,Ton- und Metadaten. Das Container-Format definiert die Dateienstruktur und die Anweisungen für deren Verknüpfung untereinander. Manche Container können zusätzlich Untertitel einbinden, andere nicht.
Das Container-Format erkennt man an der Dateiendung, wie zum Beispiel <.avi>, <.mov> oder <.mp4> bzw. <.m4v>.
Ein Container-Format kann Dateien, die mit verschiedenen Codecs bearbeitet wurden, enthalten. Jedoch sind nicht alle Container-Formate mit allen Codecs kombinierbar.

Codecs sind Algorithmen, die sowohl die Enkodierung als auch die Dekodierung der Bild- und Tonstreams definieren. Sie müssen also vom Einspiel- und vom Abspielgerät unterstützt werden. Codecs dienen vor allem der Kompression der Daten, also einer Verringerung des benötigten Speicherplatzes und einer Prozessor-Entlastung bezüglich der Rechenleistung. Jeder Codec komprimiert die Signale auf eine andere Methode. Die Art und Weise ist entscheidend für die Ton- und Bildqualität. Für die Filmbearbeitung ist noch relevant, dass unterschiedliche Codecs unterschiedlich lange Rechenzeiten beanspruchen und, dass viele Codecs nur die für Wiedergabe und nicht für den Schnitt geeignet sind.
Häufig verwendete Video-Codecs sind zum Beispiel H.264 und MPEG-4. Häufig verwendete Audio-Formate sind AAC, mp3 und LPCM.

 

Tipps und Hinweise zum Thema Container und Codecs

Nicht alle Endgeräte unterstützen alle Container-Formate. Dasselbe gilt für (Software-) Medienplayer. So kann der Quicktime Player von Haus aus keine FLV, MKV oder AVI Container lesen. Umgekehrt ist der Quicktime-Container <.mov> zu vielen Abspielgeräten inkompatibel.
Für den heimischen Computer gibt es nützliche Ergänzungen, Treiber oder Plug-ins, um solche Hürden zu nehmen. Sobald ein Film aber auf einer anderen Plattform abgespielt werden soll, darf man nicht damit rechnen, dass diese dort installiert sind.

Es ist daher unbedingt erforderlich sich vorher zur erkundigen, welche Container-Formate und Codecs in der Anlage an dem betreffenden Abspielort akzeptiert werden.

Nicht ganz, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit, auf der sicheren Seite ist man mit Containern und Codecs, die weitverbreitet sind und von vielen Geräten unterstützt werden. Abzuraten ist von gegenwärtig eher exotischen Formaten wie zum Beispiel DivX, Oggmedia oder Matroska.

Anm.: Der Open-Source-Container Matroska <.mkv> erfreut sich neuerdings großer Beliebtheit unter Filmemacher, die auf PCs arbeiten, wo er das in die Jahre gekommene AVI als „Video für Windows“ verdrängt. Mit Matroska können unter anderem Kapitelunterteilungen erstellt und mehrere Untertitel eingebunden werden. Außerdem wird der Audio-Codec AC3 DTS (Dolby Mehrkanalton) unterstützt. Die große Flexibilität von <.mkv> ist zugleich seine Schwäche, zumindest so lange es keine Norm und kaum Hardware-Unterstützung außerhalb von PCs gibt.

Die zurzeit pragmatischste Kombination, die den meisten potentiellen Anwendern zur Verfügung steht, ist die Verwendung des Codecs H.264, der MPEG-Container <.mp4> und unkomprimiertes Audio (z.B. Linear PCM 48khz).

Der Codec H.264, auch AVC genannt, ist eine auf MPEG-4 basierende Norm. Die genaue Bezeichnung ist MPEG-4 Part 10. Es gibt auch eine Open-Source-Variante (x264). Dieser Codec komprimiert in guter Qualität, erfordert aber mehr Rechenleistung als andere. H.264 ist auch kompatibel mit AVI, 3GP und MKV. Der Codec wird von Multimedia Playern und Blu-Ray verwendet und ist unter anderem in AVCHD-Kameras implementiert. H.264 wird auch vom Windows Media Player und von Apple ab Quicktime Version 7 unterstützt. Lediglich auf Videokonsolen und „i-mobilen“ Abspielern kann es Probleme geben.

Anm: Der Container mp4 basiert auf dem Apple Quicktime-Dateienformat und sollte plattformunabhängig öffnen. Auf Apple-Computern gibt es mit dem beinahe identischen Container-Format m4v eine Besonderheit: Nach einem Doppelklick auf m4v öffnet iTunes, während mp4 den Quicktime-Player startet. Der Unterschied besteht darin, dass m4v für den Apple Kopierschutz entworfen wurde und das Audio-Format AC3 nicht erkennt. Wem die Aktivierung von iTunes (und das automatische Kopieren in die Mediathek) zu lästig ist, kann die Datei gefahrlos in mp4 umbenennen oder die m4v-Datei mit dem Öffnen-Dialog von Quicktime-Player auswählen.

Ein weiterer Faktor ist die Datenrate. Sie bestimmt die Videodatenmenge, die pro Sekunde bei der Wiedergabe verarbeitet wird. Ist sie zu langsam, dann erscheinen Artefakte, ist sie zu hoch, besteht die Gefahr, dass die Hardware nicht mit kommt und der Film beim Abspiel ruckelt. Um eine optimale Qualität zu erreichen, sollte man die höchste Datenrate wählen, die vom Zielmedium unterstützt wird und bei der die Dateigröße im Rahmen der Kapazität des Zielmediums bleibt.
Um einen Maßstab zu geben: die maximale Datenrate bei Blu-Ray-Playern ist 48 MB/s. In der Regel sollte aber eine Datenrate zwischen 15 und 30 MB/s ausreichen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Die optimale Datenrate ist auch davon abhängig, ob das Video Interlaced oder Non-Interlaced ist. Falls man ein Digital Distribution Master hergestellt hat, erübrigt sich dieses heikle Thema, denn dann liegen die Frames des Films als Einzelbilder vor.
Ansonsten bestehen in der Regel die Formate mit der höchsten Auflösung aus Zeilensprung-Halbbildern (interlace), das heißt jedes Bild besteht aus zwei Frames, in denen jeweils die geraden und ungeraden Zeilen nacheinander gespeichert sind. Das gilt auch für HD-Kameras und Röhrenfernseher.

So definiert, zum Beispiel, die Internationale Fernmeldeunion den höchsten HDTV-Standard als 1.080i (1920 x 1080 Pixel, interlaced), aber den kurzfristig empfohlenen HD-Standard als 720p (1280 x 720 Pixel, progressiv). Bei dem höheren Standard werden 50 bzw. 60 Halbbilder (bei 50 bzw. 60 HZ) pro Sekunde geliefert. Die European Broadcasting Union empfiehlt für die Zukunft jedoch 1080p als Standard.

Alle neuen digitalen Abspielgeräte und Displays arbeiten – wie DCI konformes Digitalkino – mit Vollbildern („progressiv“). Viele Geräte können zwar interlaced Bilder scannen und auch korrekt wiedergeben, jedoch sollte das Zielformat sicherheitshalber progressiv sein. So kann man auch vor der Weitergabe eines Films feststellen, dass er keine Bildfehler enthält. Denn typischerweise treten als Folge der Konvertierung von interlaced zu progressiv Fehler auf, wenn es große Bewegungen im Bild gibt („Treppen“ oder horizontale Zeilenraster).

 

Multimedia Player als low budget Alternative zu Filmservern

Multimedia Player oder Media Center sind als digitale Abspielgeräte die zeitgenössischen Nachfolger des Videorekorders. Mit den entsprechenden Anschlüssen (HDMI) können sie Videos bis zu einer Auflösung von 1920 x 1080 Pixel Monitore oder Videoprojektoren liefern. Es gibt Multimedia Player mit eingebauter Festplatte oder nur als Steuereinheit für die Weiterleitung von Signalen von einer angeschlossenen externen Festplatte. Sie sind bestens geeignet, um digitale Kurzfilme nicht nur auf einen Flachbildschirm, sondern auch in High Definition auf eine Kinoleinwand zu bringen.

Filmemacher können ihren Film oder ein komplettes Kurzfilmprogramm auf dem eigenen Multimedia Player mit Festplatte selbst ins Kino bringen oder auf einer externen Festplatte an einen Abspielort senden, der über einen Multimedia Player verfügt.

Multimedia Player mit interner Festplatte („Multimedia Server“) haben den Vorteil, dass die Bildsignale nicht durchgeleitet werden müssen (meist per USB-Kabel – schneller wäre Firewire oder eSata), sondern direkt vom Abspielgerät gestreamt werden. Allerdings sollte dann die Festplatte ausreichend dimensioniert sein (Empfehlung: mindestens 750 GB). Die interne Festplatte sollte NFTS formatiert sein, um auch längere Kurzfilme „šam Stück‘ speichern zu können, also keine FAT32, bei der die maximale Dateigröße auf 4 GB begrenzt ist.

In Verbindung mit Apple-Computern und Peripherie ist eine HFS-Formatierung der Festplatte nach Apple-Norm möglich, aber nur dann sinnvoll, wenn man sich ausschließlich im „šiUniversum‘ bewegt. Ansonsten ist auch in Verbindung mit Apple-Computern NFTS die bessere Wahl. Einige Funktionen – wie die Verwaltung über USB mit proprietären Anwendungen – sind dann zwar nicht möglich sind. Ein Zugriff auf den Multimedia Player lässt sich aber mit Hilfe von Zusatzprogrammen beziehungsweise Treibern „šfreischalten‘ (z.B. Paragon, Tuxera oder MacFuse + NTFS-3G; nur in OS 10.6 gibt es ein undokumentiertes Feature). Die Filmdaten kann man statt mit USB-Kabel auch über Netzwerkkabel kopieren, indem man den Multimedia Player wie ein externes Laufwerk mounted.

Folgende, weitere Kriterien, sollten bei der Wahl eines geeigneten Multimedia Players beachtet werden: die Anschlüsse, die unterstützten Container-Formate und Codecs sowie die Funktionalität des internen Graphic User Interface und die Möglichkeiten der Datenverwaltung. Was die Container und Codecs angeht, heißt es einfach: so viel wie möglich! Es gibt bereits Player unter 200 €, die alle oben genannten Formate, inklusive der exotischeren Container oder DVD-Formate (VOB) und sogar Kameradaten (z.B. im M2TS-Format) beherrschen.

 

Hinweise und Tipps zum Einsatz von Multimedia Playern in Kinos

Die meisten Mediaplayer verfügen noch nicht oder unzureichend über die Möglichkeit Video-Playlisten zu erstellen, d.h. es ist kaum möglich ein Kurzfilmprogramm ohne Unterbrechung zu zeigen. Manche Multimedia Player zeigen kurz nach Filmstart noch Navigationshinweise oder Icons auf der Leinwand. Um beide Probleme zu umgehen, ist ein HDMI-Verteiler/Umschalter und ein Vorschaumonitor im Vorführraum erforderlich. Um das Problem der Navigation vor laufendem Publikum (wie bei DVDs) zu umgehen, sollten die Filme mit einige Sekunden Schwarzfilm beginnen, bevor das erste Bild erscheint.

Noch ein Tipp für Filmvorführer: Da die meisten externen Festplatten neuerer Bauart, insbesondere kleinere Taschenmodelle, nicht mehr über einheitliche, professionelle Anschlüsse – wie Firewire/i.Link oder eSata – verfügen, dürfen in keinem Vorführraum alle nur erdenklichen Varianten von USB-Adaptern an das eigene Gerät fehlen (USB A, USB B, USB A mini, USB micro etc.). Dies gilt übrigens auch für Festplatten mit Digital Cinema Packages. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Filme auf der blanken Harddisk ohne Gehäuse und Netzteil geliefert wurden – da hilft nur ein Festplattendock, da erspart man sich wenigsten den Lüfter!

 

Allgemeine Empfehlungen für Programmanbieter, Festivals und andere Kurzfilm-Veranstalter

Bei Filmgruppen oder Filmklassen, die im lokalen Kino einen Kurzfilmabend anbieten wollen, sollte jemand benannt werden, an den die Aufgabe delegiert wird, in Absprache mit dem Kinobetreiber die einzelnen Filme in einem einheitlichen Standard zu sammeln und auf eine (!) Festplatte zu kopieren.

Für Kurzfilmfestivals ist es erforderlich, die Spezifikationen ihrer Projektionsanlage zu klären und mitzuteilen. Insbesondere müssen die Anmeldeformulare und Reglements entsprechend überarbeitet werden. Zu Zelluloid-Zeiten reichten ein paar Ausfüllfelder wie 16mm und 35mm – wobei Details wie die Bildseitenverhältnisse dann, wenn sie nicht auf der Filmdose standen, mit bloßem Auge beim Umrollen erkannbar waren. Darauf konnte sich (fast) jedes Kino kurzfristig einrichten. Ein entsprechendes Kästchen „digital“zum Ankreuzen reicht heute leider nicht. Es müssen auch die (akzeptierten) Container-Formate und Codecs als Auswahl aufgeführt werden. Im Reglement sollten zusätzlich die akzeptierten Trägermedien (z.B. Festplatten, HD-DVDs) und deren Spezifikationen benannt werden.

Bei der Konfektionierung von Tourprogrammen oder Kurzfilmrollen als Digital Cinema Packages muss abgewogen werden, ob es praktischer ist alle Filme eines Programms in eine kontinuierliche Abspieldatei zu packen oder jeden Film einzeln auf die Festplatte zu kopieren. Im Falle des Abspiels von Filmservern ist auf jeden Fall letzteres zu empfehlen, da es nur so möglich ist während einer Vorstellung Pausen zwischen den Filmen einzurichten – zum Beispiel für Ansagen oder Diskussionen. Falls keine Pausen erforderlich sind, kann auf professionellen Filmservern trotzdem ohne großen Aufwand nachträglich eine Playlist für einen kontinuierlichen Programmlauf eingerichtet werden.

Im Falle von Festivalretrospektiven könnten so auch alle Filme, inklusive der aktuell an einem bestimmten Ort nicht gezeigten, von einem Digital Distribution Master kopiert werden. Zumindest, wenn man den Veranstaltern am Abspielort traut, dass sie nur das zeigen, was sie bestellt und bezahlt haben;-)

Ob Verleiher, Veranstalter oder Filmemacher, alle werden sich notgedrungen mit digitalen Formaten und ihren inneren Parametern auseinandersetzen müssen. Gute Kenntnisse und permanentes Lernen werden aber belohnt. Noch nie war es so einfach einen Film auf allen möglichen Displays auszugeben, an verschiedene Plattformen anzupassen und in hoher Qualität kostengünstig zu verbreiten.

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